Unsere Webseiten verwenden Cookies und das Webanalyse-Werkzeug Google Analytics. Wenn Sie durch unsere Seiten surfen, erklären Sie sich hiermit einverstanden

IT Aufwandsschätzung

Betrachtung der Einflussfaktoren für die Schätzung

Neben der Entwicklungsdauer und der Produktivität, müssen die Anforderungen bezüglich der Funktionalität und Qualität bestimmt werden, damit eine Kostenschätzung möglich ist. Das Teufelsquadrat von Sneed zeigt, wie sich die vier Faktoren aufeinander auswirken. So ist der Flächeninhalt ungefähr konstant, weil es keine wirksamen kurzfristigen Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung gibt. Verändert sich zum Beispiel die angestrebte Funktionalität, wirkt sich dies mindernd auf Qualität und verfügbare Zeit aber steigernd auf die Kosten des Projektes aus.

Erst dann, wenn in einem Projekt die Parameter der Funktionalität und Qualität fixiert wurden, kann die Zeit- und Kostensituation geschätzt werden. Für eine Steigerung der Produktivität gibt es nur langfristige Mittel. Die richtige Zusammensetzung des Teams, die auf die einzelne Person passende Arbeitszuordnung und die Motivation des Teams sind als soziale Mittel, die wirksamsten Maßnahmen. Prozessoptimierungen können ebenfalls wirksam sein, haben aber anfangs hemmende Wirkung. Auch die Steigerung der Mitarbeiterzahl macht sich nicht direkt bemerkbar, weil sich der ebenfalls gesteigerte Kommunikationsaufwand negativ auf die Produktivität auswirkt, wie Abbildung zeigt.

Diese Kurve zeigt, dass die Steigerung der Mitarbeiteranzahl für den Klein-Unternehmer kein funktionierendes Mittel darstellt, um kurzfristig auf ein erhöhtes Arbeitspensum zu reagieren.

Für Ihr Projekt und Kleinunternehmer im allgemeinen bedeuten diese Aussagen, dass mit den gegebenen Ressourcen auf Basis der fixierten Parameter Qualität und Funktionalität eine Schätzung gemacht wird. Für dieses Vorhaben gibt es unterschiedliche Handlungsweisen, von welchen folgend zwei vorgestellt werden.

Multiplikatormethode

Bei dieser Methode wird das Projekt in so viele Teilprojekte aufgeteilt, bis jedem dieser Teile ein bereits definierter Aufwandfaktor zugeordnet werden kann. Diese Teile können anschließend zum Beispiel mit Hilfe der Lines of Code bzw. LOC beziffert werden, nachdem Erfahrungswerte aus dem jeweiligen Bereich als Grundlage für die Aufwandsschätzung gedient haben. Am Beispiel eines Rezeptplaner's soll eine Aufteilung in die Kategorien XSD, XML und Flash erfolgen.

Tabelle zum Beispiel Rezeptplaner mit Multiplikator-Methode

Kategorie

Teilprodukte

Summe LOC

Aufwandsfaktor

LOC bewertet

XSD

200,300,180

680

1,8

1224

XML

260,400,500,300

1460

1,0

1460

Flash

100,120,200,90

510

2,0

1020

Summe

 

 

 

3704

 

Dieses Beispiel zeigt die Zusammenhänge zwischen den Aufwandsfaktoren und den Kategorien. So ist die Erstellung eines XML-Schemas mit mehr Aufwand verbunden, als die nachträgliche Erstellung von XML-Dateien, welche sich am Schema orientieren und lediglich in den Bereich der Datenverwaltung fallen. Die Bearbeitung von Flash wurde mit einem Aufwandsfaktor von 2 belegt, weil sich die Verwendung der Programmiersprache ActionScript im Vergleich zur klaren Syntax von XSD schwieriger gestaltet. Das Ergebnis sind die errechneten Codezeilen, welche für das Projekt addiert werden.[2]

π * Daumen-Methode

Ähnlich wie bei einem Hausbau, kommt es bei der Softwareentwicklung auf mehrere, teilweise voneinander abhängende Arbeiten an, die die Größe eines Projektes bestimmen. Wenn das Ausmaß bekannt ist, kann die Zeit für die einzelnen Bauphasen anhand der Erfahrungswerte der unterschiedlichen Handwerker geschätzt werden. Aber ähnlich wie bei den Schätzungen für Bauprojekte, die fast nie pünktlich fertig gestellt werden, gibt es bis heute bei der Softwareentwicklung keine exakte Schätzmethode.

Aus diesem Grund kann bei einer Anwendung wie dem Rezeptplaner π * Daumen geschätzt werden. Mit diesem Vorgehen lassen sich ohne komplizierte Regeln gute Ergebnisse erzielen. Als Ausgangspunkt der Schätzung werden die in der Exceltabelle erfassten Arbeitszeiten am Prototyp mit der Untergliederung der Bildschirme und Arbeitsbereiche verwendet. Für die Berechnung wird festgelegt, dass ein Personenjahr aus 10 Personenmonaten besteht, der Personenmonat höchstens 16 Personentage hat und dieser aus höchstens 6 Personenstunden besteht.

Zeittabelle als Grundlage für die Schätzung

Kategorie

Allg.
Aufwand

Willkommen

Galerie

Anzeige

Suche

EK-Liste

Eingabe

Fehler

Hinweis

XSD

7,50

0,00

3,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

XML

2,00

0,00

2,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

Flash

21,00

1,25

22,00

13,00

4,75

5,50

13,75

1,50

1,25

Summen

30,50

1,25

27,00

13,00

4,75

5,50

13,75

1,50

1,25

Summe

98,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Zeiten wurden bei der Herstellung des Prototyps erfasst und entsprechen der realen Netto-Arbeitszeit ohne Kaffe- oder Mittagspausen. Damit dient diese Tabelle als Grundlage für die Schätzung der Entwicklungszeiten des Rezeptplaners. Die Zeiten der folgenden Schätztabelle haben sich aufgrund der Erfahrungen in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen des Prototyps ergeben und wurde für eine Umsetzung geschätzt.

Tabelle für Zeitschätzung für den Rezeptplaner π * Daumen

Kategorie

Allg.
Aufwand

Willkommen

Galerie

Anzeige

Suche

EK-Liste

Eingabe

Fehler

Hinweis

XSD

20,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

XML

30,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

0,00

Flash

90,00

15,00

15,00

15,00

30,00

20,00

15,00

15,00

15,00

Summen

140,00

15,00

15,00

15,00

30,00

20,00

15,00

15,00

15,00

Summe

280

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei einem Kleinunternehmer würde das Ergebnis dieser Schätzung in echte Stunden umgerechnet und mit dem Stundensatz multipliziert. Da es sich beim Rezeptplaner um echte Arbeitsstunden von nur einer Person handelt, die zeitgenau erfasst wurden, ist dieser Schritt nicht nötig.



[1] DeMarco, Tom. Der Termin. München, Wien: Carl Hanser Verlag, 1998, Seite 131.

[2] Fähnrich, Klaus-Peter. „Vorlesung Softwaretechnik“. Internet: wacko.informatik.uni-leipzig.de/de/Lehre/0506/WS/Softwaretechnik/files?get=2005w_swt_v_02.pdf, 18.10.2005.